Göring

Göring
Göring,
 
Hermann, Politiker, * Rosenheim 12. 1. 1893, ✝ (Selbstmord) Nürnberg 15. 10. 1946; Sohn von Heinrich Göring (* 1839, ✝ 1913), dem ersten Reichskommissar in Deutsch-Südwestafrika, erhielt als Jagdflieger 1917 den Orden »Pour le mérite«; im Juli 1918 Kommandeur des Jagdgeschwaders Richthofen. Danach arbeitete er im dänischen und schwedischen Flugwesen. 1921 nach Deutschland zurückgekehrt, schloss sich Göring 1922 der NSDAP an und wurde oberster Führer der SA. Beim Hitlerputsch (1923) schwer verwundet, flüchtete er nach Österreich; lebte dann in Italien und Schweden. Seit 1927 wieder in Deutschland, erneuerte er die Verbindung zu Hitler, der ihn 1930 zu seinem politischen Beauftragten in Berlin ernannte. Bereits seit 1928 war er Mitglied des Reichstags.. Nach den Reichstagswahlen vom Juli 1932 wurde er am 30. 8. Reichstagspräsident (bis 1945). Maßgeblich an den Verhandlungen zur Übernahme der Reichsregierung durch Hitler beteiligt, wurde er am 30. 1. 1933 zunächst Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für Luftfahrt. Als preußischer Ministerpräsident (ab 11. 4. 1933 bis 1945) und Innenminister (11. 4. 1933 bis 1. 5. 1934) hatte Göring eine Schlüsselrolle beim Aufbau der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft: er schuf die Gestapo und nutzte seine preußische Machtbasis zur rücksichtslosen Gleichschaltung (Verfolgung innenpolitischer Gegner, Errichtung von KZ), v. a. nach dem Reichstagsbrand (27. 2. 1933 umstritten ist seine eigene Rolle). Am 30. 6./1. 7. 1934 (»Röhm-Putsch«) leitete Göring im Auftrag Hitlers die Mordaktion gegen hohe SA-Führer in Norddeutschland.
 
Die Stellung Görings als »zweiter Mann« in der NS-Hierarchie (1934 von Hitler durch einen Geheimerlass und am 1. 9. 1939 öffentlich zu seinem Nachfolger im Falle seines Todes bestimmt) war durch eine außerordentliche Ämterhäufung gekennzeichnet. Am 5. 5. 1933 wurde er Reichsminister für Luftfahrt, 1934 Reichsforst- und Reichsjägermeister, im März 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe und im Oktober 1936 Beauftragter für den Vierjahresplan (zur Vorbereitung der Wirtschaft für den Krieg); 1937-38 war er Reichswirtschaftsminister. Mit seiner Ernennung zum Generalfeldmarschall hob ihn Hitler 1938 auch in der militärischen Rangordnung besonders hervor. Am 30. 8. 1939 berief ihn dieser zum Vorsitzenden des »Reichsverteidigungsrates«. Görings starkes außenpolitisches Engagement in den 30er-Jahren galt der Förderung der deutsch-polnischen Beziehungen (im Sinne einer antisowjetischen Gemeinschaft), der Intensivierung der deutschen Wirtschaftsbeziehungen zu den Ländern Südosteuropas und v. a. der Förderung eines guten Verhältnisses zu Großbritannien. Kurz vor Kriegsbeginn knüpfte er über den Schweden B. Dahlerus Kontakte zu britischen Kreisen, um einen Krieg mit Großbritannien zu verhindern.
 
Angesichts der Anfangserfolge der Luftwaffe zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Göring zum »Reichsmarschall« ernannt (19. 7. 1940 Großkreuz zum Eisernen Kreuz). Sein Ansehen sank jedoch nach dem Scheitern der Luftoffensive gegen Großbritannien (»Luftschlacht um England«) im September 1940, besonders nach der Niederlage von Stalingrad (31. 1./2. 2. 1943), ständig. Am 31. 7. 1941 erteilte er R. Heydrich den Auftrag, alle organisatorischen und technischen Vorbereitungen zur »Endlösung der Judenfrage« zu treffen. Nach der Bekundung von Verhandlungsabsichten mit den westlichen Alliierten (General D. D. Eisenhower; 23. 4. 1945) schloss ihn Hitler aus der NSDAP aus und enthob ihn seiner Ämter (kurzfristig von SS-Einheiten inhaftiert). Ab 7. 5. 1945 in amerikanischer Gefangenschaft, verurteilte ihn das Internationale Militärtribunal in Nürnberg im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher am 1. 10. 1946 zum Tode; er entzog sich der Hinrichtung durch Giftselbstmord.
 
 
C. H. Bewley: H. G. (1956);
 S. Martens: H. G. »Erster Paladin des Führers« u. »Zweiter Mann im Reich« (1985);
 A. Kube: Pour le mérite u. Hakenkreuz. H. G. im Dritten Reich (21987).

Universal-Lexikon. 2012.

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